Nach und nach begann ich, mich in dem neuen Bereich zurechtzufinden. Obwohl die aeqoom-Gruppe zu diesem Zeitpunkt erst seit wenigen Monaten im Bereich Logistik aktiv war, lernte ich bei einem Remote-Interview mit Radek Hradil einige ihrer innovativen Konzepte kennen.Einige davon wirken immer noch nach – zum Beispiel der Mehrwert der Stapelverarbeitung von Sendungen oder die Minimierung der Umweltauswirkungen durch die Logistik.
Ich bin mit aeqoom in Kontakt geblieben. Es war interessant zu beobachten, wie sie immer neue Pins auf die Karte der implementierten Installationen klebten. In kurzer Zeit gehörten PNS, Hermes Fulfilment und Packeta, sowie eine Reihe großer Player in West- und Nordeuropa zu den zufriedenen Kunden. Allein im letzten Jahr haben sie dort 20 Installationen erfolgreich in Betrieb genommen. Dieser Winter wird durch die erste außereuropäische Installation in Brasilien schöner.
Ich wusste, dass im Unternehmen auch die technologische Entwicklung einer Reihe völlig neuer Projekte im Gange war. Jetzt kann ich sie umfassend präsentieren.
Augmented Reality spart Kosten
In diesem Jahr nahm die aeqoom-Gruppe erstmals als Aussteller an der internationalen Fachmesse LogiMat in Stuttgart teil. Hier wurde beispielsweise das Total Preventive Maintenance (TPM)-System vorgeführt, das die Effizienz des Service und der Technikwartung deutlich steigert. Sie wagten sich auch an die robotergestützte Sortierung und den Transport. Heute gibt es hier ein komplettes Angebot an Roboterlösungen.
Mit ihrem neuen Konzept erzielten sie einen großen Synergieeffekt. Sie kombinierten die Stärken der traditionellen Lösung auf Basis mechanischer Förderer und Sortierer im Konzept der Hybridverarbeitung mit den Stärken der Robotersortierung.
Kurz gesagt ist das TPM-System ein externer Cloud-Dienst, der mit Augmented Reality arbeitet und die Welten interner und externer technischer Spezialisten untereinander verbindet. Es basiert auf der REST-API-Architektur und ermöglicht eine einfache Integration der Umgebung von Logistik- und E-Commerce-Unternehmen mit ihren Servicepartnern. Gleiches gilt für Produktions- und Montagebetriebe. Sie können nun die Qualität und das Niveau der bereitgestellten Dienstleistungen überwachen, verwalten, planen und steuern sowie die Gesamtkosten verwalten.
In diesem Konzept setzt TPM auch erfolgreich Augmented-Reality-Brillen zur effektiven Prozesssteuerung und Kommunikation von Bedienern, Technikern oder Monteuren vor Ort ein. Für Benutzer dieser Software werden die Servicekosten, die Anzahl der Ausfälle und die technologischen Stillstände reduziert und die Gesamteffizienz des Dienstes erhöht. So erreicht die Einsparung direkter Kosten bei umgesetzten Projekten durchschnittlich mehr als 30 Prozent.
Weitere Fortschritte wird ein neues Release dieser Lösung im nächsten Jahr bringen. „Die Steuerung der Prozesse übernimmt hier die künstliche Intelligenz“, verrät Radek Hradil.
Die Magie der Hybridsortierung
Das Konzept der Hybridsortierung kombiniert die Elemente der robotergestützten und maschinellen Sortierung und Verteilung von Sendungen.
„Sowohl Roboter- als auch mechanische Lösungen haben ihre Vor- und Nachteile. Wir haben das Bessere von beiden Methoden übernommen. Unser Ziel ist es, das Paket in kürzester Zeit und mit möglichst wenigen Eingriffen durch die menschliche Hand aus der Halle (Sortierzentrum – Anm. d. Red.) zu befördern.
Das Prinzip ist einfach. Besonders große Sendungen verlangsamen den gesamten Prozess erheblich. Der mechanisch leistungsstarke Sortierer ist für die schnelle Verarbeitung von Standardgrößen ausgelegt. Besonders große Pakete, die meist nur einen Bruchteil des Gesamtvolumens ausmachen, werden in einem separaten Prozess von Robotern bearbeitet. „Alles wird über WMS gesteuert – auch von der Werkstatt des aeqoom-Teams aus“, sagt Radek Hradil. „Außerdem kann der Prozess auf ungewöhnlich kleinem Raum und mit einer geringen Anzahl von Bedienern stattfinden“, fügt er hinzu.
Kommen wir nun näher auf die beiden auf dem heimischen Spielplatz umgesetzten Projekte zurück. Das Unternehmen aeqoom löste die Prozessprobleme der Sendungssortierung beispielsweise im Pilsener Depot des bereits erwähnten Logistik-Technologieunternehmens Zásilkovna, das zur Packet-Holding gehört. Auf dem Schubschalensorter des deutschen BOWE-Konzerns erfolgt nicht nur die Sortierung, sondern in einem Prozessablauf auch die Vermessung der Paketgröße inklusive zertifiziertes Wiegen sowie anschließend die Datenverarbeitung.
Sowohl Roboter- als auch mechanische Lösungen haben ihre Vor- und Nachteile. Wir haben die bessere von beiden Methoden übernommen. Unser Ziel ist es, das Paket in kürzester Zeit und mit möglichst wenigen Eingriffen von Menschen aus der Halle zu befördern.
- Radek Hradil, Direktor der aeqoom Gruppe
Eine weitere erfolgreiche Implementierung von aeqoom im Bereich E-Commerce ist die Lieferung an das Logistikunternehmen Hermes Fulfilment, das zum deutschen Konzern OTTO Group gehört. Sie erbringt unter anderem exklusiv Reverse-Logistics-Dienstleistungen für den auf Mode spezialisierten E-Shop About You.
Nachrüstung und CO2-Fußabdruck
„Unser Unternehmen ist sehr umweltorientiert. Wir sind motiviert, den CO2-Fußabdruck unserer Tätigkeit zu reduzieren. Wir produzieren die gesamte elektrische Energie, die wir für unser Unternehmen benötigen, auf unseren eigenen Photovoltaik-Kraftwerken. Dies gilt auch für die Stromerzeugung für unsere Fahrzeugflotte. In diesem Jahr haben wir bereits 70 Prozent der Kilometer mit reinen Elektro- oder Hybridautos zurückgelegt“, sagt Radek Hradil.
Sie nahmen auch die Herausforderung an, die Auswirkungen des Projekts auf die Umwelt und den CO2-Fußabdruck im genannten Projekt für Hermes zu minimieren. Bei dem Projekt nutzten sie im Rahmen ihres neuen Retrofit-Programms weitestgehend alte Förderbänder von Hermes Fulfilment, überholten sie, ergänzten sie mit neuen Komponenten und statteten die Gesamtlösung mit einer neuen Elektroinstallation und einem neuen SPS-System aus. „Wir haben die Gesamtarchitektur durch die Integration der Scada-Lösung (überwacht industrielle und andere technische Geräte und Prozesse und ermöglicht deren Steuerung – Anm. d. Red.) und des TPM-Systems vervollständigt“, beschreibt Radek Hradil weiter. Der TPM-Dienst wird übrigens auch von der Post im oben genannten Depot in Pilsen genutzt.
Lebensmittelmarken und Nachhaltigkeit in der Praxis
In der Prager Zentrale der aeqoom Gruppe hatte ich dieses Jahr unter anderem Gelegenheit zu sehen, in welche weiteren Bereiche sie derzeit expandiert. Zu den Tätigkeiten gehört auch die Erstellung und Datenrückverarbeitung von Belegen und Dokumenten, wie beispielsweise Essensgutscheinen. Das Zentrum für Bearbeitung von Wertgutscheinen, das größte seiner Art in Europa, wickelt jährlich 200 Millionen Transaktionen ab. Für deren Verwaltung hat aeqoom ein eigenes DMS (Dokumentenmanagementsystem) entwickelt.
Zur aeqoom-Gruppe gehört seit Anfang dieses Jahres auch das neu gegründete Unternehmen Tangen Energies, das sich auf das Umweltgeschäft konzentriert. Es bietet vor allem Produktions- und Logistikunternehmen, Geschäften und Tankstellen sowie Eigentümern von Mehrfamilienhäusern die Nutzung des Potenzials von Solar- und Windenergie an. „Wir bauen unseren Erfolg bei Tangen auf denselben Prinzipien und Werten auf, die uns in anderen Teilen der aeqoom-Gruppe erfolgreich gemacht haben. Die gute Analyse unseres Beratungsteams und sein technisches Verständnis bescheren uns auch in diesem Bereich zufriedene Kunden. Das Projektteam stellt dann sicher, dass bei jeder Installation alle drei Prämissen eines erfolgreichen Projekts erfüllt sind. Hohe Qualität, fester Preis und Zeitplan. „Wir können die richtigen Lösungen finden und sie so anbieten, dass sie genau den Erwartungen des Kunden entsprechen“, erklärt Radek Hradil.
Womit wird uns aeqoom in den kommenden Jahren noch überraschen? Im Frühjahr nächsten Jahres eröffnet es in Prag ein Forschungs- und Entwicklungszentrum für die Automatisierung und Robotisierung von Prozessen sowie die Nutzung grüner Energie.
Man kann nicht übersehen, dass das Team von Radek Hradil seine Visionen nach und nach in die Tat umsetzt. Und was ist sein Erfolgsrezept im Wettbewerbsumfeld? „Wenn Sie ein Marktführer sind, kopiert immer jemand von Ihnen die Lösung. Es ist wichtig, sich immer etwas Neues einfallen zu lassen, mit dem man sich wieder von den Anderen abhebt.“
Quelle: Ekonom Logistika