Das Unternehmen aeqoom technologies hat zwei Sortierer von Böwe Systec in den PNS-Betrieb integriert. Was war das Besondere an dieser Erkenntnis?

Wir haben das Projekt letztes Jahr im Juni gestartet. Aus Sicht von PNS handelt es sich um ein grundlegendes Infrastrukturprojekt. Insbesondere im Bereich Remittance handelt es sich hierbei um die erste Lösung dieser Art in Europa, die eine enge Kommunikation mit der Entwicklungsabteilung am Produktionsstandort von Böwe Systec erforderte. Es war auch eine große Herausforderung, alle durch COVID-19 mit sich gebrachten Einschränkungen zu bewältigen, ohne den Blumen zu verlieren. Aufgrund der Situation im Herbst letzten Jahres mussten wir alles mit elektronischer Kommunikation lösen.

Sie haben den ersten Sortierer im August in den Probebetrieb genommen, im Herbst war er vollständig im Einsatz und Anfang dieses Jahres war Logistika bei der Inbetriebnahme des zweiten Sortierers dabei (über das Projekt haben wir in der März-Ausgabe ausführlich berichtet). Welche Besonderheiten begleiteten die Einführung der Linien? Welche Aktivitäten und Aufgaben mussten im Testmodus genau debuggt werden?

Im Vergleich zum üblichen Ablauf war es aufgrund des eingeschränkten Reiseverkehrs und der allgemeinen Einschränkungen in Bayern nicht möglich, Einiges standardmäßig umzusetzen. Papier ist ein spezifisches Medium. Auch der Mix der sortierten Sendungen ist spezifisch. Alle mechanischen Neuerungen mussten von unserer technischen Abteilung mit der Entwicklungsabteilung in Augsburg aus der Ferne debuggt werden.

Auch im Bereich der Reverse-Logistik haben Sortierer Potenzial, was sich bei der Umsetzung im PNS bestätigte.

Ja, dies betrifft vor allem die Identifizierung von Produkten zum Zweck der Wiederauffüllung und die anschließende Konsolidierung dieser Sendungen für den weiteren Vertrieb. Dabei handelt es sich vor allem um Zeitschriften mit höherem Mehrwert für die Leser. Damit geht eine längere Lebensdauer und ein höherer Umverteilungsbedarf einher. PNS ersetzte den früheren zweistufigen Prozess durch die aktuelle einstufige Online-Verarbeitung. Eine auf einem solchen Prinzip basierende Lösung ist nicht nur für Zeitschriften sinnvoll, sondern beispielsweise auch für Schuhe oder Kleidung. Darüber hinaus wird alles mithilfe einer Kameraauslesung und einer Softwarelösung überprüft.

Ich gehe davon aus, dass Sie dank des Testlaufs Ihre maßgeschneiderte Software finalisieren konnten. Können Sie die Herausforderungen näher erläutern, die mit der Implementierung der Anbindung an die internen IT-Systeme von PNS verbunden sind?

Ein Großteil der Funktionalität wurde individuell entwickelt. Dies gilt jedoch nicht für die Sorting Strategy-Software und deren Integration. Da PNS über moderne IT-Systeme verfügt, war die Integration sehr einfach. Natürlich hatten wir schon lange vor Beginn dieses Projekts die Konnektoren für die am weitesten verbreiteten ERP-Systeme auf dem tschechischen Markt entwickelt. Von unserer Seite aus ging es lediglich darum, das System einzurichten.

Bei Softwareprojekten sind eine gute Analyse und eine schnelle Umsetzung besonders wichtig. Dank unseres Beratungs-Know-hows und der Reife unserer Plattform können wir diese Erwartungen voll und ganz erfüllen. Der Vorteil der externen Entwicklung gegenüber der internen Entwicklung liegt vor allem in der Fachkompetenz. Dank der Schnelligkeit der Umsetzung erreichen wir ein weiteres, nicht minder wichtiges Ziel. Im Vergleich zur Eigenentwicklung muss unsere Lösung auch wirtschaftlich vorteilhafter, also günstiger sein.

Auch die Implementierung von Lesetechnologie ist vermutlich kein Routineakt.

Lesen ist eine Sache, Online-Datenbankoperationen eine andere. Zwei Simex Flexi-Linien können bis zu 60.000 Produkte pro Stunde verarbeiten. Aus Datenbanksicht sind das 16 Datenbankabfragen pro Sekunde. Bezogen auf die Gesamtzahl der Datenbankoperationen handelt es sich um eines der größten tschechischen Logistikprojekte. Auch in diesem Projekt ist das Kameralesen nicht nur das Lesen von Barcodes. Gleichzeitig werden mit den Codes Produktfotos gescannt und anschließend in der Datenbank gespeichert.

Mich interessierte, dass Sie auch Trolleys für das PNS entwickelt haben, um den Transport von Zeitschriften und Umschlägen zwischen den einzelnen Arbeitsplätzen zu beschleunigen.

Die Domänen von aeqoom sind Softwarelösungen. In der Logistik muss eine gute Lösung Überschneidungen aufweisen. Die Software geht Hand in Hand mit Sortierern und Beförderern. Gleichzeitig müssen Sie aber auch den Durchsatz nachgelagerter Prozesse lösen.

Das entscheidende Kriterium ist nicht der Durchsatz der Sortierer, sondern der Durchsatz des gesamten Logistikzentrums. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir die Wägen individuell entwickelt. Darüber hinaus erbringen Sie Serviceleistungen für die von Ihnen gelieferten Sortieranlagen.

Können Sie erläutern, was die Wartung der Förderbänder von Böwe Systec konkret beinhaltet und welche Leistungen Sie nach der Installation der Bänder weiterhin für den Kunden erbringen?

Das Credo unseres Unternehmens „Wir realisieren wirksame Lösungen, die zu Ihrem Gewinn“ führen, wird nur dann in vollem Umfang erfüllt, wenn der reibungslosen Umsetzung von Projekten eine anschließende, qualitativ hochwertige Dienstleistung folgt. Dank eines ausgeklügelten Systems zur korrekten zeitlichen Abstimmung vorbeugender Inspektionen minimieren wir die Ausfallzeiten aufgrund von Mängeln. Im Falle von Störungen können wir eine Reaktionszeit innerhalb einer Stunde und eine anschließende Behebung der Störung innerhalb von zwei Stunden nach Meldung  vertraglich garantieren.

Das Angebot ist groß. Unsere Serviceabteilung kümmert sich um komplexe Technologien und Softwarelösungen bis hin zu einfachen Förderanlagen. So viel zur operativen Seite. Was die Finanzen betrifft, halten wir uns an die allgemeine Regel, dass unsere Dienstleistung nicht nur qualitativ hochwertiger und schneller, sondern auch finanziell vorteilhafter ist als die interne Dienstleistung mit eigenen Mitteln. Unsere Kunden haben somit freie Hand und können sich voll und ganz auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.

Der Einsatz neuer Sortierer wird PNS eine Senkung der Betriebskosten und eine Steigerung der Effizienz bringen. Können Sie beschreiben, welches zusätzliche Potenzial durch den Einsatz von Sortierern für die Zukunft gewonnen wird?

Die Konsolidierung von Sendungen ist ein großer Mehrwert unserer Lösungen. Die Kommissionierung ist personell und damit auch finanziell ein sehr anspruchsvoller Prozess. Wenn Sie mit der Konsolidierung von Sendungen auf dem Sortierer beginnen, können Sie nicht nur den Prozess beschleunigen, sondern auch die Personalkosten deutlich senken.

Bei PNS existieren manuelle und robotergestützte Arbeit nun nebeneinander. Aber wird sich die Robotik in Zukunft noch stärker durchsetzen?

Bei Projekten orientieren wir uns grundsätzlich am Pareto-Prinzip. Wir suchen nach Möglichkeiten, 80 Prozent der Probleme mit 20 Prozent der Investitionen zu lösen. Meiner Meinung nach wird eine 100-prozentige Robotisierung unter dem Gesichtspunkt der Kapitalrendite noch mindestens fünf bis sieben Jahre lang eine Chimäre sein. Auch wenn wir das Thema aus dieser Perspektive betrachten, sehen wir immer noch ein großes Potenzial in der Robotik, der Software und der Automatisierung der Hardware. Hier erzielen wir in den allermeisten Fällen eine Amortisation der Investition innerhalb von rund 24 Monaten.

Ist die von Ihnen gelieferte Softwarelösung für weitere Modifikationen und Verbesserungen offen? Wer setzt sie um und können Sie ggf. Beispiele nennen?

Die Lösung wird von unserem eigenen Team analysiert, entworfen, integriert und entwickelt. Dank ihrer Funktionalität, Architektur und der entwickelten API-Schnittstelle ermöglicht unsere ae-sort-Softwareplattform eine einfache, schnelle und vor allem nahtlose Integration in der Kundenumgebung. Änderungen, Modifikationen oder Erweiterungen der Sortierlogik sind sehr einfach und schnell erledigt.

Wie hoch ist die voraussichtliche Lebensdauer der von Ihnen gelieferten Förderanlagen von Böwe Systec? Wie lange ist die Garantiezeit für diese?

Wir legen großen Wert auf die richtige Auswahl der Technologiepartner. Im Bereich der Hochgeschwindigkeitssortierung und -kuvertierung ist es der deutsche Konzern Böwe Systec. In diesem Jahr feiert er sein 75-jähriges Bestehen. Seit jeher liefert das Unternehmen Produkte von hoher Qualität und Zeitlosigkeit. Wir haben die gleichen Ansprüche an unsere Technologiepartner. Somit warten wir heute routinemäßig auch 15 Jahre alte Technik. Im Bereich Logistik und E-Commerce haben wir relativ wenig Zeit. Selbstverständlich bringen wir das Prinzip des guten Return on Investment und der langen Lebensdauer der Technologie auch auf den Markt.

Wie entwickelt sich aus Ihrer Sicht derzeit der Markt für Sortieranlagen? Welche Trends setzen sich durch? Kann der tschechische Markt mit dem westeuropäischen Markt verglichen werden, auch wenn er relativ kleiner ist?

Auf dem tschechischen Markt dominiert nach wie vor die Abwicklung der Sendungen in der Reihenfolge, in der sie im System hinterlegt sind. Wenn Sie aber aus den Aufträgen Chargen erstellen, können Sie in vielen Fällen deutlich mehr Kunden schneller und mit geringerem Personalaufwand abwickeln. Die Stapelverarbeitung ist in Westeuropa weit verbreitet. Für diese Art der Verarbeitung benötigen Sie eine flexible Sortierstrategiesoftware. Wir haben sie erfolgreich entwickelt. Unsere flexible Plattform mit einem einfachen Geschäftsmodell ist fortschrittlich und sehr effizient. Die Programmierung wird hier durch die einfache Einrichtung des Systems ersetzt. Diese kann von einem geschulten Bediener ohne Programmierkenntnisse bedient werden.

Wie meistert Ihr Unternehmen die Herausforderungen der Corona-Zeit und vielleicht auch der kommenden Post-Corona-Ära?

Covid-19 hat uns, wie alles Andere, auch überrascht. Schon lange vor der Corona-Krise nutzte unser Unternehmen ein System mit einer Kombination von Home-Office und Büroarbeit. Es war für uns nichts Neues. Wir praktizieren es schon seit mehreren Jahren intern. Aber das Novum kam bei der Kommunikation mit den Kunden. Diese hat sich fast ausschließlich in die digitale Welt verlagert. Es hat sich beispielsweise als sehr effektive Möglichkeit erwiesen, Projekte zu verwalten. Aber es hat auch seine Tücken. Das letzte Jahr hat bestätigt, dass jedes Projekt Meilensteine hat, bei denen es notwendig ist, alles in Ruhe am selben Tisch zu besprechen.

Führt der sich verschärfende Wettbewerb zwischen E-Shops und der Druck auf die Schnelligkeit und Zuverlässigkeit der Auftragslieferung zu einer höheren Nachfrage nach Ihren Dienstleistungen?

E-Shops erleben derzeit ein beispielloses Wachstum. Es ist selbstverständlich, dass sie immer noch einen großen Teil ihrer Zeit und ihres Potenzials in die Entwicklung und Nutzung von Geschäftsmodellen investieren. Die Umsatzsteigerung bringt jedoch proportional dazu, immer noch eine Kostensteigerung mit sich. Der sich verschärfende Wettbewerb führt zu einem erheblichen Druck auf die Steigerung der Effizienz. In diesem Moment kommt unsere Zeit. Wir arbeiten bereits mit einer Reihe von Kunden an der Umstellung ihrer internen Prozesse.

Sie haben vor einem Jahr darauf hingewiesen, dass wenn tschechische Unternehmen dieselben Technologien wie westeuropäische nutzen würden, diese aufgrund geringerer Personalkosten und ihres Talents zwangsläufig an Boden gewinnen müssten. Passiert das?

Ich glaube, das passiert bereits. Ich freue mich sehr darüber und drücke allen die Daumen. Aber man kann das tschechische Paradoxon im europäischen Kontext nicht übersehen. Dies ist das Missverhältnis zwischen der Länge des Konjunkturzyklus und der Höhe der Kapitalrendite. Vergleichen wir die Situation auf unserem Markt beispielsweise mit der der Niederlande. Bei den meisten Projekten werden die Investitionskosten innerhalb von 2 Jahren wieder eingefahren. Darin sind wir vergleichbar.

Ich sehe das tschechische Paradoxon darin, dass die durchschnittliche Dauer der kommerziellen Phase von Projekten in unserem Land länger ist als der Zeitraum, in dem sich die Investition rentiert. Dies gilt beispielsweise nicht für die genannten Niederlande. Niederländische Unternehmen können Entscheidungen deutlich schneller treffen. In diesem Zusammenhang haben sie immer noch einen großen Vorsprung vor den Tschechen.

Können Sie einige Ihrer Pläne für die nahe Zukunft verraten?

Ich würde die Pläne in mehrere Bereiche unterteilen. Auf der Softwareseite bringen wir diesen Sommer eine neue Version unserer Sortierstrategiesoftware auf den Markt. Wir begannen mit der Arbeit an einer Lösung zur Planung interner Logistikprozesse auf der Grundlage von Vorhersagen. Das ist für uns eine große Herausforderung. Wir versuchen auch, Wege zu finden, die Qualität unserer Unternehmensberatungsleistungen zu verbessern.

Und im Herbst eröffnen wir das Solution LAB. Es entsteht in unserer Montage- und Produktionshalle. Hier wird es möglich, die üblichen technischen Schwierigkeiten einzelner Kundenprojekte in der Praxis zu überprüfen.

Auch im Servicebereich entwickeln sich unsere Leistungen dynamisch. Wir erweitern nicht nur das Portfolio der betreuten Technologien, sondern auch die Formen der Servicebereitstellung.

Seit dem letzten Jahr nutzen Ihre Servicetechniker eine Flotte umweltfreundlicher Fahrzeuge. Sind Sie als Unternehmen auf dem Weg zur CO2-Neutralität?

Ich denke, es ist für uns alle an der Zeit, ernsthaft über die Nachhaltigkeit unserer Zivilisation nachzudenken. Das gilt für das Geschäft, die Lebenseinstellung und auch für die Umwelt. Wir sind das Thema umfassend angegangen.

In der ersten Phase konnten wir ungenutzte und unproduktive Reisezeiten durch den richtigen Mix aus Home-Office und Büroarbeit deutlich reduzieren. In diesen Tagen schließen wir die zweite Phase ab. Das ist die Elektrifizierung unserer Fahrzeugflotte. Im Laufe des letzten Jahres haben wir sie modernisiert; Plug-in-Hybride und Elektroautos haben klassische Verbrennungsmotoren ersetzt. Ich freue mich sehr, dass alle Kollegen in unserem Unternehmen dieses Projekt mit der nötigen Ernsthaftigkeit angegangen sind. Gerade bei Plug-in-Hybriden ist neben der Ladestrategie auch die Disziplin des Fahrers sehr wichtig.

Aber auch hier sind die Ergebnisse sehr interessant. Hybrid- und Elektroautos machen derzeit 90 Prozent unserer Flotte aus. Rechnet man diesen Wert auf die Gesamtfahrleistung um, sind es ebenfalls 90 Prozent. Die Gesamttreibstoffkosten sanken gleichzeitig proportional um 65 Prozent. Derzeit läuft die dritte Phase des Projekts. Wir installieren ein Photovoltaik-Kraftwerk, das 100 Prozent der für unser Backoffice benötigten Energie produzieren kann. Neben den positiven Auswirkungen dieses Projekts auf die Ökologie konnten wir auch Einsparungen erzielen. Wir haben den ersten Schritt in Richtung CO2-Neutralität gemacht und bestätigt, dass sich die Begriffe „ökologisch“ und „ökonomisch“ nicht ausschließen müssen.

Quelle: Ekonom Logistika

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